Christine Schlacher

Was ist Legasthenie / LRS Dyskalkulie / Rechenschwäche?

Ihr aufgewecktes, intelligentes Kind hat in der Schule völlig unerwartet Schwierigkeiten beim Erlernen des Schreibens, Lesens oder Rechnens? Obwohl Sie zu Hause fleißig mit ihm üben, macht es bei der Ansage, beim Lesen oder beim Rechnen immer wieder übermäßig viele Fehler? Wenn Sie sich von diesen Zeilen angesprochen fühlen, sollten Sie die folgenden Informationen über Legasthenie/LRS/ Dyskalkulie/Rechenschwäche lesen.

„Ein legasthener Mensch, bei guter oder durchschnittlicher Intelligenz, nimmt seine Umwelt differenziert anders wahr, seine Aufmerksamkeit lässt, wenn er auf Symbole wie Buchstaben oder Zahlen trifft, nach, da er sie durch seine differenzierten Teilleistungen anders empfindet als nicht legasthene Menschen. Dadurch ergeben sich Schwierigkeiten beim Erlernen des Lesens, Schreibens oder Rechnens“.

Pädagogische Definition von Dr. Astrid Kopp-Duller, 1995

Legasthenie (Primärlegasthenie) ist eine spezifische Problematik normal intelligenter Kinder beim Lesen und/oder Schreiben, ohne dass dafür eine äußere Ursache erkennbar ist (z.B. physische Seh- oder Hörprobleme, psychische Belastung, Versäumnisse in der Schule etc.). Legasthenie ist gar nicht so selten. In jeder Schulklasse sitzen statistisch gesehen mindestens drei legasthene Kinder.

Die Eltern oder Lehrer trifft keine Schuld an der Legasthenie eines Kindes! Legasthenie ist die Folge von differenten Sinneswahrnehmungen biogenetischer Verursachung. Dadurch kommt es beim Schreiben und/oder Lesen zu einer zeitweisen Unaufmerksamkeit, die wiederum Wahrnehmungsfehler zur Folge hat.

Im Gegensatz zur Legasthenie ist die LRS (Lese-Rechtschreibschwäche) erworben. Sie kann durch bestimmte Ereignisse im Leben eines Kindes hervorgerufen werden. Es handelt sich um ein „erklärliches“ Problem beim Lesen und/oder Schreibenerlernen, welches durch besondere Lebensumstände oder Belastungen (Krankheit, Schulwechsel, Scheidung etc.) hervorgerufen wird. Entspannt sich die Situation für das Kind wieder, verschwindet dieses Lernproblem bei gleichzeitigem vermehrten Üben allmählich. Man spricht daher auch von einer „vorübergehenden Lese-Rechtschreibschwäche“.

Als Dyskalkulie bezeichnet man Schwierigkeiten der Kinder im Umgang mit Zahlen, Zahlenräumen und den Grundrechnungsarten, welche auch auf differenten Sinneswahrnehmungen beruhen. Im Gegensatz dazu wird eine Rechenschwäche, genauso wie die LRS, erworben und kann mit lediglich vermehrtem Üben verbessert werden.


Auffälligkeiten im Vorschulalter, die Anzeichen eine für Legasthenie / Dyskalkulie sein können

  • keine oder verkürzte Krabbelphase
  • schlechte Körperkoordination, häufiges Stolpern
  • Probleme beim Sprechenerlernen und Reimen
  • Ungeschicklichkeit mit Besteck, beim Schleifenbinden etc.

Auffälligkeiten im Verlauf der Schulzeit

  • leichte Ablenkbarkeit bei der Arbeit mit Symbolen (Buchstaben, Zahlen)
  • unleserliches Schriftbild, stockendes Lesen
  • langsames Schreiben, Lesen und/oder Rechnen
  • Schwierigkeiten beim Erlernen der Uhrzeit
  • scheinbare Seh- und Hörprobleme
  • Probleme mit fremden Sprachen etc.

Mögliche – oft versteckte – Stärken

  • schnelle Auffassungsgabe
  • hohe Kreativität
  • einfühlsames Wesen
  • gute Fantasie
  • hervorragendes technisches Verständnis
  • umfassende Sichtweisen etc.

Mein Kind ist betroffen …

Ihr erster Ansprechpartner sollte die Lehrperson Ihres Kindes sein. In einem ausführlichen Gespräch sollten Sie Ihre Vermutung mitteilen und gemeinsam die weitere Vorgangsweise festlegen. Eine verständnisvolle Lehrperson kann durch ihr Verhalten legasthenen/dyskalkulen Kindern den Schulalltag maßgeblich erleichtern. Sie kann dafür sorgen, dass die Motivation und vor allem das Selbstwertgefühl des Kindes erhalten bleiben, indem sie ihm z.B. gestattet, seine Leistung möglichst oft mündlich zu erbringen. Die Lehrkraft sollte auch darauf achten, dass die Mitschüler des Kindes dessen Problematik verstehen. Die Lehrperson hat anhand von bestehenden Gesetzen die Möglichkeit, legasthene/dyskalkule Kinder, bei denen eine Legasthenie/Dyskalkulie von einem Spezialisten festgestellt wurde, wohlwollend zu beurteilen. Dies setzt aber voraus, dass sie über ein Wissen um die Problematik verfügt, aus dem das Verständnis resultiert. Wichtig und unabdingbar ist die Bereitschaft von allen Beteiligten, eine Verbesserung der Leistungen zu erzielen.


Was Sie als Elternteil noch tun können

  • Geben Sie Ihrem Kind bedingungslosen Rückhalt und haben Sie Verständnis für die Schwierigkeiten, mit denen Ihr Kind zu kämpfen hat.
  • Stellen Sie aber klar, dass jeder Mensch das Schreiben, Lesen, Rechnen im Leben benötigt.
  • Haben Sie Geduld, wenn die Fortschritte nicht so schnell vonstattengehen.
  • Loben Sie Ihr Kind für seine Anstrengungen und nicht für die Resultate.
  • Geben Sie ihm Zeit, und geben Sie ihm vor allem viel Geborgenheit und Liebe!